Letzte Augustwoche 2015, Hitzewelle. Wir saßen in einer Straßenbahn in Richtung Prager Altstadt. Bis hierher hatte meine Frau alles organisiert. Dann sollte ich meine Nase einsetzen. Das ist eine alte Tradition bei uns. Unvorbereitet in irgendeine Stadt fahren und auf gut Glück eine gute Wirtschaft suchen. (In Bayern ist das eigentlich einfach, man beginnt die Suche in der Nähe der Kirche)
Natürlich habe ich auf dem Handy auch eine Bierapp für Prag, die aber erst später zum Einsatz kommen sollte.
Nase spielen lassen also. Beim Vorbeifahren sah ich ein Restaurant, rein äußerlich das bis dahin Einladendste. Also sind wir ausgestiegen. Schon an der Speisekarte sahen wir, dass das ein Volltreffer war.
Eine Brauereiwirtschaft. Wunderbare Malzdüfte empfingen uns schon am Eingang. Um in den Biergarten zu gelangen, musste man an der Minibrauerei vorbei. Offenbar hatte man gerade eingemaischt.
Nach einem guten alkoholfreien Staropramen haben wir das hausgebraute 11° Pils im Glas. Notiz:
Sehr klar, goldgelb, fester Schaum. Butter schon beim ersten Schluck bemerkbar, hopfiger Abgang. Gutes Bier!
Das dunkle 13° haben wir auch noch getestet:
Kastanienbraun, recht klar. Cremiger Schaum. Angenehm schlanker Körper im Antrunk. Malzige Mitte aber nicht zu süß, sanfte Malz/Hopfenbittere im Abgang. Hier passt der Diacethyl (Butter) Geschmack besser.
Die Kellner sind Profis, die Schweinshaxe war gut, mit Krautsalat süßen und scharfen Senf, sowie Meerrettich.
Weiter ging es zur unvermeidlichen Karlsbrücke und darüber in die Mala Strana (Kleinseite). Hier schauten wir uns den Tipp eines Kollegen, das U Glaubicu an. Leider bekamen wir keinen Platz.
Dann kam die Bierapp zum Einsatz. Funktioniert ohne Internet mit GPS. Sie führte uns zur Kleinbrauerei Pratzskymost:
Es gibt 3 hausgebraute Biere, in 0,3 und 0,5l Gläsern. Zum probieren reichten uns die 0,3er.
Most svetle 12°, Pils, sehr gut gehopft, ungefiltert, guter Schaum.
Most tmave 13°, Dunkles, ungefiltert, recht trocken, trotzdem malzig, feiner Schaum.
Most rezane 12°, Mischung der Obigen, kommt fränkischem Lagerbier sehr nahe.
Alle kommen ohne Butteraromen aus.
Auf dem Weg zur Straßenbahn war dann noch die Kleinbrauerei U Dobrenskych
Wunderbare Hopfendüfte empfingen uns. Man war gerade am Hopfenkochen. Was für ein Tag. Zwei Brauereien während des Brauens…
Zwei Biere waren im Ausschank. Notiz:
Das obligatorische svetle, ein naturtrübes Pils, leicht untercarbonisiert, recht fruchtig, war noch sehr jung, aber gut!
Das Andere ? ja , was war das eigentlich ? 14°
Wonach riecht das? Ananas, Mandarine oder doch nicht ganz? Schlanker Körper, fruchtige Mitte, herb im Abgang, Pale Ale ???
zur Bedienung: „what kind of beer is this?“
lächelnd: „it`s brewed with some kind of herbs.“
Und weg war sie, am nächsten Tisch.
Kräuter, na klar! Da kommt man ins Grübeln, ob man überhaupt noch etwas über Bier weiß, dabei würzen die einfach Kräuter in ihre Brühe.
Nach einem langen Tag, mit Anreise und immerhin drei Brauereitests landen wir schließlich in der Nähe unseres Hotels, im Zly Casy, was so viel wie schlechte Zeiten heißt. Gleichwohl hatten wir da eine gute Zeit.
12 Biere vom Fass, davon sind 3 Pilsener, der Rest „Craftbeere“, etliche tschechische und Brewdog,
Aus der Flasche Anchor, Brewdog, De Molen, Flying Dog, Mikkeller, usw, usw.
Wir wollten natürlich das tschechische Pivo vom Fass.
Links im Bild das Permon Black IPA Sokolov, Czech Republic.
5,7 % Alc. Vol. Für den Stil zu harmlos. Da braucht es von allem mehr. Mehr Alkohol, Mehr Körper, mehr IBUs.
Rechts im Bild, hell:
Permon Hopper Cascade, 6,3% Alc. Vol., Sokolov, Czech Republic. Typisches Cascade IPA. Wunderbare Grapefruit und Ananas Aromen. Sehr gut!
Weiter geht es mit Prag 2.
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